Die Kryptosphäre ist international, jedoch können Unterschiede in der medialen Berichterstattung von bestimmten Blockchain Projekten von Land zu Land beobachtet werden. In den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und die Schweiz scheint Bitcoin SV (BSV) in den Krypto News unterrepräsentiert zu sein. Man könnte sogar argumentieren, dass es eine recht negative Konnotation in fast allen deutschen Berichten über Bitcoin SV gibt. Höchste Zeit jemand sachkundigen dazu zu befragen.
CoinGeeks Autor Michael Wehrmann hatte die Gelegenheit Christoph Bergmann für ein Interview zu gewinnen. Christoph Bergmann ist ein bekannter deutscher Bitcoin Blogger, der bitcoinblog.de seit 2013 leitet und vor kurzem sein Buch „Bitcoin – Die verrückte Geschichte vom Aufstieg eines neuen Geldes“ veröffentlichte. Des Weiteren ist er in der Entwicklung
des Wordpress Plugins Mediopay involviert, welches Bitcoin SV als eine einfach zu implementierende Zahlungsmöglichkeit für Online-Inhalte verwendet.
Michael Wehrmann: Hallo Christoph! Kannst Du freundlicherweise unserem Publikum deine Meinung über Bitcoin SV im Allgemeinen mitteilen und erzähle uns von deinem vielversprechenden Projekt Mediopay.
Christoph Bergmann: Es ist ganz einfach. BTC war nicht vorgesehen On-Chain zu wachsen. Dann BCH sich auch in zentralisierte Kapazitäten-Planung zu verlieben. Also Bitcoin SV ist die einzige gebliebene Bitcoin Version, welches massives On-Chain Skalierung erlaubt. Das ist der Entwurf, so wie es von Satoshi vorhergesehen war und ich möchte wissen wie es
umgesetzt wird.
MedioPay baut darauf auf. Die Idee ist, dass Mikrozahlungen genutzt werden um alle Arten von Benutzer Interaktionen auf Medien Seiten zu monetarisieren: Lesen, Kommentieren, Teilen, Liken und so weiter. Es ist nicht nur eine Bezahlschranke. Bezahlschranken sind einfach und langweilig. Falls man ein wenig Vorstellungsvermögen hat, kann sich vorstellen
wie viel mehr Möglichkeiten es Journalismus erschließt über das Internet Geld zu machen.
Michael Wehrmann: Wie würdest du die Wahrnehmung von Bitcoin SV der Krypto Communities in Deutschland, Österreich und der Schweiz beschreiben?
Christoph Bergmann: Oh, es ist nicht gut. Manche sind interessiert und wenn man den Leuten zeigt, was BSV machen kann, dann öffnen sie sich ein wenig. Aber es ist ein steiniger Weg und es gibt immer jemanden der sagt, wie schlecht Craig Wright ist und das BSV ein Scam sei.
Michael Wehrmann: Hat sich diese Wahrnehmung in den letzten Monaten verändert?
Christoph Bergmann: Nicht wirklich. Für die meisten Leute ist Krypto wie Fußball: Wenn Du einmal ein Team unterstützt, dann unterstützt Du es für immer. Die Meinung von Leuten zu ändern ist oft nahe zu unmöglich.
Michael Wehrmann: Du hältst dein Publikum über Bitcoin SV auf dem Laufenden. Wie haben deine Leser auf deine Artikel bezüglich Bitcoin SV bisher reagiert?
Christoph Bergmann: Meistens nicht so schlecht. Viele sind offen und irgendwie wissen sie, dass BSV das Ding ist, wie sie Bitcoin haben wollten, bevor es überarbeitet wurde. Aber vielen ist es einfach egal – für die meisten ist Krypto nur ein Investment.
Michael Wehrmann: Falls Du mehr Artikel über Bitcoin SV auf deinen Blog veröffentlichen würdest, wie denkst Du würden deine Leser darauf reagieren?
Christoph Bergmann: Meine Leser erwarten von mir, dass ich Themen abdecke, für die sie sich interessieren und welche für den größeren Krypto Markt relevant sind. Viele sind Kunden der Bitcoin.de Plattform, wo Bitcoin SV nur ein kleines Trading Volumen hat. So wäre es also keine gute Repräsentation des Marktes, wenn ich zu oft über BSV schreiben würde.
Michael Wehrmann: Wie würdest Du die Krypto-Medien Berichterstattung von Bitcoin im deutschsprachigen Raum beschreiben?
Christoph Bergmann: Vielleicht als „nicht existierend“. Mainstream Journalisten wissen noch nicht einmal von Bitcoin SV – vielleicht über Craig Wright, aber nur im negativen Sinne – und wenn sie versuchen sich darüber zu informieren, werden sie von allem verwirrt.
Das größte deutsche Krypto Magazin, BTC-Echo, hat ein paar faire Berichte gemacht, aber sie sind nicht in die Tiefe gegangen während sie ebenso schwere Berichte gegen BSV veröffentlicht haben. Andere Blogs und Podcasts sind gewöhnlich sehr gegen BSV oder ignorieren es.
Michael Wehrmann: Würdest du zustimmen, dass es einen Mangel in der medialen Berichterstattung bezüglich Bitcoin SVs technischen und ökonomischen Entwicklungen in den Krypto Medien der deutschsprachigen Länder gibt?
Christoph Bergmann: Ja, definitiv. Sie verpassen eine Menge spannender Dinge. Beispielsweise ist PayMail die benutzerfreundlichste Art und Weise Krypto-Währungen mit einem tollen Niveau von Privatsphäre zu nutzen. Es ist allem anderen Lichtjahre voraus. Ich weiß nicht mehr wie ohne es gelebt habe. Aber ich finde keinen einzigen Artikel darüber
außerhalb meines Blogs.
Ebenso ist Money Button ein so großartiges Instrument für alle Arten von Zahlungen. Leute verschwenden so viel Zeit es nicht zu verwenden. Es ist so als würden sie sich entscheiden ihre Internetverbindung zu verlangsamen. Aber noch einmal: Man findet nichts darüber. Und so geht es immer weiter. Wir haben all diese Skalierungsrekorde, geben den Nachweis, dass „Buttcoiners“ mit der Aussage „Blockchain ist nicht skalierbar“ falsch liegen. Aber wieder mal berichtet keiner davon.
Oder nehmen wir TonicPow’s P2P Vermarktung: Das ist ein perfektes Beispiel dafür wie ein schrecklicher zentralisierter Markt dezentralisiert wird. Oder Unwriter und MonkeyLord buchstäblich die große Firewall brechen. Jeder in Krypto möchte es. Und FloatSV und Okex akzeptieren Null-Konfirmationen BSV Einzahlungen.
Aber, wieder mal und wieder mal und wieder mal: Keiner schreibt darüber, keiner probiert es überhaupt.
Michael Wehrmann: Warum ist das denn so der Fall?
Christoph Bergmann: Es ist kompliziert. Auf der einen Seite müssen Journalisten selektiv sein, da Aufmerksamkeit eine knappe Ressource ist und deshalb fokussieren sie sich auf Coins, die mehr Aufmerksamkeit von den Lesern erhalten. Das ist nicht nur ein Problem für BSV, sondern genauso für Bitcoin Cash, Monero und Dash.
Auf der anderen Seite sind die meisten Krypto Journalisten Teil der „Community“. Wir sind im Grunde genommen keine Journalisten, aber billige Vermarkter von Coin Besitzern. Wir stecken in den Erzählungen fest und in den meisten Fällen ist das schwerwiegend gegen BSV. Also WOLLEN sie nicht darüber schreiben.
Michael Wehrmann: Du nimmst regelmäßig an „Bitcoin Stammtischen“ inDeutschland teil. Beschreibe uns deine Wahrnehmungen bezüglich Bitcoin SV in diesen Meetups. Gibt es da wahrnehmbare Unterschiede, die Du feststellen kannst, im Vergleich dazu wie deutschsprachige Krypto Medien über Bitcoin SV berichten?
Christoph Bergmann: Leider nein. Das muss ein sehr enttäuschendes Interview für dich sein. Ich habe bisher nur einen einzigen BSV Fan in einem süddeutschen Meetup getroffen. Sogar Leute, die ansonsten großen Respekt vor meinem Wissen haben und mich bitten Vorträge zu halten, möchten nicht einmal BSV probieren. Aber ich gebe nicht auf dies zu ändern.
Michael Wehrmann: Es gibt einen neuen deutschen Newsletter über Bitcoin SVs Metanet, der sogenannte „Metanet Weekly“. Erzähle uns mehr davon. Wer steckt dahinter und wie reagieren Leser bisher darauf?
Christoph Bergmann: Es ist ein Projekt von B2029, welche eine in Berlin sitzende Vereinigung für Bitcoin SV ist. Es wurde von Stefan, Ekhard und mir gegründet nachdem wir den ersten „Hello Metanet“ Workshop organisiert haben. Mit Metanet Weekly schreiben wir über die wöchentlichen Neuigkeiten über Bitcoin SV in Deutsch. Ich erhalte nur sehr wenig
Leser-Rückmeldungen, aber unsere Besucher und Email-Newsletter Anmeldungen steigen.
Michael Wehrmann: Die deutsche Kryptobörse bitcoin.de listete Bitcoin SV so schnell wie möglich, wobei dies österreichische Börse Bitpanda nicht tat und bis heute noch nicht Bitcoin SV anbietet. Bitpanda ermöglicht viel kleinere Projekten als Bitcoin SV auf der Börse zu kaufen und zu verkaufen und machten BCH sehr schnell handelbar. Wie denkst du Darüber?
Christoph Bergmann: Börsen und Bitcoin SV ist ein schwieriges Thema. Viele in BSV wissen gar nicht wie groß die Schwierigkeiten sind. Wenn Börsen Coins listen oder absetzen wird an Profit gedacht.
Die BSV Community hat den sehr noblen Ansatz sich nicht um Trading und Spekulationen zu kümmern, sondern sie fokussieren sich auf den Aufbau. Ich mag diesen Ansatz, jedoch hat das den Effekt, dass das Trading Volumen auf den Börsen sehr gering ist. Nach der Absetzung von Kraken und Binance hatte ich einen Volumenanstieg auf Bitcoin.de erwartet.
Aber das Gegenteil passierte. All die Arbitrage handelnden Bots stützten sich auf Kraken und Binance API, so brachen sie es für BSV. Das machte die Preisfindung unzuverlässig. Zur gleichen Zeit skaliert BSV die Nodes. Das steigert die Kosten bei den Börsen. Manche denken, dass wird eine Art von SPV kreieren. In Wirklichkeit werden Börsen nur wenig Stunden für Entwickler für einen Coin investieren, der nur ein geringes Volum produziert. Sie setzen es lieber ab.
Michael Wehrmann: In deinem Buch präsentierst du ein ganzes Kapitel genannt „Der Bürgerkrieg von Bitcoin“. Erzähle uns wie Du persönlich die Forks von BTC-BCH-BSV erfahren hast und gib uns eine Idee wie deutschsprachige Krypto Communities über diese Ereignisse denken.
Christoph Bergmann: Oh, ich musste darüber schreiben. Es war eine persönliche Geschichte. Ich bin niemals darüber hinweg gekommen, dass „die Community“ in großen Teilen einfach damit einverstanden war, dass es zensiert wurde. Wofür steht Bitcoin, wenn nicht gegen Zensur?
Lass mich Dir das Geheimnis des fundamentalen Krypto-Gesetzes verraten: Du bekommst immer das, was Du nicht erhalten möchtest. BTC wollte zensur resistentes Geld und sie erhielten die Zensur. Sie wollten so sehr eine Dezentralisierung, aber sie haben ein Lightning System gemacht, welches kaum ohne Mittelsmänner funktioniert für nicht erfahrene Nutzer. Und Bitcoin Cash wollte Anarchokapitalismus, aber endete in zentralisierten Produktionsbeschränkungen.
Es war ebenso verstörend für mich zu erfahren wie Trolling beeinflussen und Meinungen bilden kann. Das hat mich sehr pessimistisch in Bezug auf die Zukunft unserer Gesellschaft gestimmt. Eine Handvoll Tastatur-Krieger mit einigen VPN Schaltern und einem guten PR Berater können massenhaft Leute beeinflussen, viel besser als alle Medien zusammen.
Der Blockgrößen Krieg ist an sich eine komplizierte Geschichte. Es ist für die meisten Leute technisch zu komplex und falls man schließlich die Technologie versteht, dann realisiert man, dass es niemals eine Frage der Technologie war, sondern es politisch begründet ist. Aber es ist kompliziert und ich bin darüber erstaunt wie gut BTC das Narrativ des Digitalen
Golds ausübt und wie das Lightning dazu gesponnen wurde.
Michael Wehrmann: Würdest Du sagen, es gibt derzeit eine wachsende deutschsprachige Bitcoin SV Community? Falls es so ist, wo und wie genau?
Christoph Bergmann: Nicht wirklich, leider.
Michael Wehrmann: Im März 2019 hast Du einen Artikel mit dem Titel „Bitcoin SVs Metanet: Genial oder nur verrückt?“ veröffentlicht. Gibt es dazu mittlerweile eine Antwort?
Christoph Bergmann: Mmh, schwere Frage. Wir wissen immer noch nicht wirklich, was wir mit dem Metanet machen können. Es gibt viele Diskussionen, manche möchten Metadaten nur On-Chain speichern, andere wollen alles On-Chain machen und fordern noch geringere Gebühren.
Ich denke, dass der reale Besitz von Daten ein großes Problem sein wird. Falls Du deine Daten verschlüsselt On-Chain hast, ist es jederzeit für dich verfügbar, als wäre es deine eigene Disk, aber Du kannst es von überall aus erreichen und niemand kann es klauen oder zerstören. Wenn Du dir anschaust, was all diese großen gruseligen Server machen und wie sie mehr und mehr Einfluss über die Leben der Menschen nehmen – dann brauchen wir das wirklich. In mancherlei Hinsicht ist das Metanet unsere einzige Chance eine aufkommende Datentyrannei zu verhindern.
Aber werden Leute das realisieren? Werden sie aus ihrer geliebten Komfortzone heraustreten aus dem Schatten eines erschreckenden Servers? Für die meisten ist es furchteinflößend sich um seine eigenen Daten zu kümmern.
Es gibt viele weitere Aspekte. Nehmen wir all die Ransomware Angriffe. Es gab große Wellen an Skalierungsattacken, die Systeme von Städten lahmgelegt haben, öffentliche Dienste, Krankenhäuser und viele große Unternehmen. Es ist schwer mit konventionellen Methoden dagegen anzukämpfen und es erreicht einen Zustand eines permanenten Cyber-Terrorismus.
Daten auf dem Metanet wären immun dagegen, während es nicht so schwer wäre Zugang zu Daten eines Cold Backups zu erhalten.
Oder nehmen wir Archive. Ich bin Historiker und verbringe die meiste Zeit in Archiven, durchsuche Schriften des 17. Jahrhunderts. Viele Archivare haben bedenken, dass wir ein digitales dunkles Zeitalter haben werden, weil elektronische Daten weniger haltbar sind, als Schriften auf Papier. Das Metanet könnte eine Lösung dafür sein, um Daten haltbar zu machen und Daten ökonomisch auszuwählen. WeatherSV macht einen großartigen Job hier, ebenso Twetch.
Es gibt also viele interessante Ideen. Als ich den Artikel geschrieben hatte, befürchtete ich, dass es technisch verrückt wäre alle Daten On-Chain zu machen. In dieser Hinsicht bin ich weniger pessimistisch geworden. Aber ich stehe dem immer noch skeptisch gegenüber, ob Leute es wirklich gebrauchen werden und ob sie realisieren werden, dass BSV die Lösung ist
und nicht andere Datenketten oder nicht mit Anreiz gestalteten Netzwerke wie IPFS.
Michael Wehrmann: Danke für deine Einblicke!
Die Situation für Bitcoin SV in deutschsprachigen Ländern scheint derzeit nicht gerade hell zu scheinen. Jedoch werden Resultate langfristig für sich sprechen und werden früher oder später wahrgenommen, ebenso von den Krypto-Medien berichtet werden. Wir danken Christoph Bergmann für das Interview und wertschätzen seine Bemühungen sehr Informationen über die Entwicklungen von Bitcoin SV im deutschsprachigen Bereich zuverbreiten.